Geschichte Zunft

Die Narrenzunft Rottweil wurde im Oktober 1903 neu gegründet, nachdem sie unter diesem Namen schon um 1700 genannt wird. Sie will die Rottweiler Fasnet erhalten und bewahren. Ihre Aufgabe ist die Organisation der Fasnet, und sie achtet auf die ordnungsgemäße Herstellung der Narrenkleider. Weiter ist sie Herausgeberin des Narrenblättles.

Zur Organisation der Fasnet gehören das Abstauben der Narrenkleider an Dreikönig, die Proklamation am Fasnetssonntag und das Organisieren der Narrensprünge.

Für die Herstellung von Narrenkleidern stellt die Zunft Vorlagen und Anregungen zur Verfügung, um das originalgetreue Herstellen der Narrenkleider zu sichern. Die Zunft vergibt nach Prüfung des gesamten Narrenkleids eine Plakette mit der Aufschrift:

„Original Rottweiler Narrenkleid”

Die Wiedergründung wurde im Jahre 1902 durch die Kamelwirtin Lina Kiene angeregt, nachdem an der Fasnet nur ca. 15 – 20 Narren in der Stadt unterwegs waren. 1903 treffen sich an der Fasnet gerade noch neun Narren im Gasthaus “Kamel”. Vermutlich kam dort die Idee zur Gründung eines Vereins zur Hebung der Straßenfasnet auf. Die Wiedergründung findet schließlich am 30. Oktober 1903 im Gasthaus „Marder” statt. Glasermeister Karl Pfister und Marderwirt Wendelin Benner laden dazu ein. Zur Versammlung kommen 22 Personen. Der Name des Vereins lautet „Narren-Verein Rottweil”. Der Zweck des Vereins ist „Die Hebung der Rottweiler öffentlichen Narretei wie vor Altem”. Als provisorische Vorstandschaft des Vereins fungieren:
Vorstand: Karl Pfister
Schriftführer: Wendelin Benner
Kassierer: Herrmann Hoch

Am 20. November 1903 wird der Verein in Narrenzunft Rottweil umbenannt. In der ersten offiziellen Generalversammlung des Vereins am 17. Januar 1904 im Gasthaus “Sonne” werden folgende Personen gewählt:
Vorstand: Karl Pfister
Vizevorstand: Max Villinger
Schriftführer: Wendelin Benner (ab 1905 Wilhelm Herb)
Kassierer: Hermann Hoch
Ausschuss: Jgnaz Spreter, Josef Dorn, Wilhelm Laier, Franz Karais, sen., Viktor Hezinger, Max Maier, Stephan Villinger, Paul Hutter

Am 24. Januar 1904 wird im Gasthaus “Marder” beschlossen, als Abzeichen Bändel in den “Stadtfarben” zu besorgen. An der Fasnet liegen am Montag im Paradies und am Dienstag in der Sonne Listen aus, in die sich die „Masken” einzutragen haben. Der Vereinsdiener Josef Moneta (Hausmeister) verkauft die ersten Narrenkarten zum Preis von 1 Mark bzw. 1 Reichsmark.

Am 31. Januar 1904 bestellt die Zunft Johannes Nester und Wendelin Benner als „Vorreiter” im eigenen Harlekin. Ab 1904 organisiert die Narrenzunft den Narrensprung am Dienstagmorgen.

In der Generalversammlung am 2. Februar 1905 werden die neuen, erweiterten Statuten der Narrenzunft verabschiedet. Die Narrenzunft ist Veranstalter der Straßenfasnet, die Vereine Narrhalla und Heiterkeit organisieren Saalveranstaltungen. Es beteiligen sich 1905 bereits 80 Narren am Narrensprung am Dienstagmorgen. Alte Figuren nehmen wieder am Narrensprung teil, so ab 1906 der Lange Mann und ab 1907 “Schiermaiers Guller”. Im Jahre 1906 wird auch das Abstauben erstmals erwähnt. Ab 1908 organisiert die Narrenzunft alle Narrensprünge. Es findet auch ein Umzug am Dienstagnachmittag statt.

Im Jahre 1909 verfasst Rechtsanwalt Eugen Ritter auf Veranlassung der Narrenzunft die erste bekannte Schrift über Rottweils Fasnet mit dem Titel „Rottweiler Fasnet einst und jetzt”.

Bereits an der Fasnet im Jahre 1911 veranlasst die Narrenzunft die ersten Filmaufnahmen des Narrensprungs. Die Aufnahmen werden am Dienstagmorgen durch Kinematograph National gemacht.

Die Narrenzunft begrüßt 1914 am Fasnetsdienstag König Wilhelm II., mit einer Narrengruppe und der Stadtkapelle am Bahnhof. Der württembergische König ist auf der Durchreise. Während der folgenden Kriegsjahre entfällt die Rottweiler Fasnet. Die Narrenzunft sendet von 1916 – 1918 Liebesgaben an ihre Mitglieder ins Feld und in die Garnisonen.

1920 nimmt die Narrenzunft ihre Tätigkeit wieder auf. Sie schreibt an das Innenministerium, mit der Bitte, das Fasnetstreiben wieder zu genehmigen. Das Anliegen wurde vom Ministerium in Stuttgart abgelehnt. Trotzdem herrscht Narrentreiben in der Stadt, wogegen die Polizei einschritt.

Erst 1922 wird der erste Narrensprung nach dem I. Weltkrieg genehmigt. Allerdings fällt die Fasnet ein Jahr später aufgrund des Einmarsches französischer Truppen ins Ruhrgebiet schon wieder aus.

Im Jahre 1924, am 16. November, treffen sich auf Einladung der Villinger Narrenzunft 13 Zünfte, zu denen auch Rottweil gehört. Man gründet in Villingen die Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte. Der Rottweiler Zunftschreiber Wilhelm Herb wird zum 2. Präsidenten der Vereinigung gewählt.

Am 1. und 2. Februar 1930 findet ein großes Narrentreffen der Zünfte: Bad Dürrheim, Bonndorf, Elzach, Engen, Hechingen, Laufenburg, Löffingen, Markdorf, Möhringen, Oberndorf, Offenburg, Riedlingen, Rottenburg, Rottweil, Säckingen, Schömberg, Schramberg, Stockach, Villingen und Waldshut in Rottweil statt.

Von 1940 bis 1946 fällt die Fasnet wegen des II. Weltkrieges aus. Die Narrenzunft druckt Sonderbändel und schickt Ausschussmitgliedern und Mitgliedern Feldpostpäckchen mit Narren- Springerle, Schnaps und Fasnachtspostkarten an die Front.

1946 stellen fünf Ausschussmitglieder (Max Maier, Anton Dorn, Adolf Spreng, Fritz Graf und Karl Steinwandel) beim Bürgermeisteramt den Antrag auf Neugründung der Narrenzunft. Es werden 436 Unterschriften gesammelt. Am 15. Februar 1946 kommt über das Landratsamt vom „Gouvernement Militaire” der Französischen Besatzungsmacht, der positive Bescheid zur Wiedergründung der Narrenzunft. Schon zwei Tage später trifft sich die alte Vorstandschaft der Narrenzunft im Nebenzimmer des “Goldenen Apfels” und bereitet die erste Ausschusssitzung nach dem Krieg vor. Sie findet am 23. Februar 1946 im Gasthaus Steinwandel statt. Fritz Graf übernimmt kommissarisch die Funktion des Narrenmeisters.

1947 genehmtigt die französische Besatzungsmacht einen Narrensprung und veröffentlicht eine Darstellung der Rottweiler Fasnet in französischer Sprache. Anton Villinger wird Narrenmeister. Die Kinder bekommen an der Fasnet schulfrei. Auf Anordnung der Narrenzunft sammeln sich die Narren im “Rössle” und im “Apfel”, die Musik, Ordner und zwei Rössle in der “Torstube”, die übrigen Rössle in der “Kanne”, der Narrensamen vor dem “Rössle”. Die Narren sollten bis um ¾ 8 Uhr an den Sammelplätzen sein. Ab 11 Uhr darf kein Narr mehr auf der Straße sein. Die Besatzungsmacht spendet Brezeln und Wein.

Das Abstauben wird nach dem 2. Weltkrieg fester Bestandteil der Fasnet.

1948 dürfen zwei Narrensprünge veranstaltet werden.

Ab 1949 werden drei Narrensprünge durchgeführt, und es gibt neben dem Zunft- einen Sprungbändel.

1950 können die Narren zur 800 Jahrfeier der Stadt Rottweil zudem am Montagmittag an einem weiteren Narrensprung teilnehmen.

1951 übernimmt Eduard Villinger das Amt des Narrenmeister. Die Narrenzunft trifft sich in diesem Jahr im Gasthaus Marder zur Parole-Ausgabe und zieht um 11.30 Uhr zur Schlüsselübergabe zum Rathaus. Vorstandschaft und Ausschuss eröffnen am Sonntagmittag um 3 Uhr mit der Stadtkapelle die Fasnet.

1953 treten die Narrenzünfte Elzach, Rottweil und Überlingen aus der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte aus. Sie schließen sich zu einer losen Vereinigung zusammen.

In diesem Jahr schafft die Narrenzunft zudem das erste Kindernarrenkleid an und legt so den Grundstein zum heutigen Fundus von 17 Kindernarrenkleidern gelegt. Die Kindernarrenkleider werden am Kinder- und Jugendnachmittag für jeweils einen Tag verlost.

Mitte der 50er Jahre bekommt die Narrenzunft von Wilhelm Unterkofler die Rechte am Text des Narrenmarsches überschrieben.

1954 spielt die Jugendkapelle zum ersten Mal wieder an der Fasnet.

1958 schließt sich Oberndorf den Zünften Elzach, Rottweil und Überlingen an. Der Viererbund ist gegründet.

1963 schreibt die Zunft einen Fotowettbewerb zur Neuauflage der Ritterschen Schrift aus. Aus finanziellen Gründen wird die Schrift aber nicht neu aufgelegt. In diesem Jahr kreiert die Narrenzunft eine neue Kopfbedeckung, die Wadelkappe. So wird der traditionelle Fez ablöst. Fritz Stehle übernimmt kommissarisch die Funktion des Narrenmeisters.

1964 löst Dr. Alo Schellhorn Fritz Stehle in dieser Funktion ab.

1965 gründet die Narrenzunft den Brauchtumsausschuß der sich um die sachgerechte Pflege der Fasnet kümmert. So bekommen von nun an die Schnitzer von der Narrenzunft Vorlagen (Gipsmodelle) zum Anfertigen von Larven.

1966 gibt die Narrenzunft einen Leitfaden zur richtigen Herstellung von korrekten Narrenkleidern heraus und erhöht den Mitgliedsbeitrag von DM 2,- auf DM 3,-.

1971 wird die Narrenzunft ins Vereisregister eingetragen.

1973 lädt die Narrenzunft alle ihre Freunde zum Waldfest an den Linsenbergweiher ein. Ehrenmitglied Dr.Karl Gluns bewirtet die Gäste, für Kinder werden Spiele angeboten.

1974 müssen Narrenkleidle zum ersten Mal durch den Kleidle-TÜV der Narrenzunft. Jede Larve wird fotografiert und jedes Narrenkleidle begutachtet. Der Beitrag wird auf DM 5,- erhöht. Karl Lambrecht verfasst die Narren – Fibel für die Narrenzunft.

1976 veranstaltet die Zigarettenfirma Kurmark ohne Wissen der Zunft ein Preisausschreiben in Süddeutschland, bei dem die beliebteste Zunft und Fasnetsveranstaltung gewählt werden soll. Rottweil gewinnt mit 21.000 Stimmen. Dies bringt der Zunft DM 1000,- ein.

1977 macht die Stadtverwaltung gegen den Willen der Zunft zur Unterstützung des Freibades eine Plakette, auf der ein Biß und die Aufschrift „Jedem zur Freud und niemand zum Leid. Freibad Spende Rottweil” gezeigt wird. Diese Plakette wurde an der Fasnet erkauft, viele Besucher glaubten so „Eintritt” bezahlt zu haben.

1978 findet der erste monatliche Informationsabend statt, der in Zukunft als Anlaufstelle für alle Bürger dient, die Fragen zur Fasnet und zur Herstellung von Narrenkleider haben. Mit der Stadtkapelle führt die Narrenzunft einen Juzger-Kurs durch.

1979 erhöht sich der Mitgliedsbeitrag auf DM 8,-. Vom 27. Januar bis 11. Februar 1979 organisiert die Narrenzunft zum 110. Geburtstags Otto Wolfs eine Ausstellung im Stadtmuseum. Im Sommer des Jahres beteiligt sich die Narrenzunft mit Federhannesweitsprung und Wettklepfen am Sommerfest des Stadtjugendrings im Stadtgraben.

Ab 1979 werden keine Federhannes mehr zugelassen, und die Verlosung der anderen Narrenkleider wird eingeführt.

1983 ändert sich der Zugweg des Narrensprungs am Dienstagmittag. Er führt stadtabwärts, dann gleich stadtauswärts und wieder auf den Friedrichsplatz. Die Narrenzunft beteiligt sich an den Arbeiten zur Erhaltung der Ruine Neckarburg.

1984 wird der Bettelnarr gegen erheblichen Widerstand aus der Narrenzunft von einer Gruppe des Stadtjugendrings wiederbelebt. Die Narrenkammer kommt in neue Räume im Alten Kaufhaus. Sie werden durch die Zunft renoviert.

1985 bekommen die Kindernarrenkleider eigene Plaketten.

1987 erwirbt nach dem Tod der Druckereibesitzerin Jrene Eller die Narrenzunft die Rechte am Narrenblättle. Ausschußmitglied Werner Weiß zahlt dafür den symbolischen Preis von 1 DM. Das Narrenblättle wird in der Folge hauptsächlich von Winfried Hecht und Karl Lambrecht betreut.

1990 beginnt im Gasthaus “Flasche” die Umtauschaktion der Federhannesplaketten. Die Plaketten bekommen eine sechseckige Form und die Farben werden geändert.

1991 fällt die Fasnet wegen des Golfkrieges offiziell aus. Diese Entscheidung wird mit den befreundeten Zünften abgestimmt und in der Generalversammlung mehrheitlich beschlossen. An der Fasnet werden dann im Löwensaal alte Fasnetfilme gezeigt.
Ferner werden Sonderbändel mit dem Aufdruck „kein Narrensprung 1991 O jerum” ausgegeben.

1992 setzt sich die Vorstandschaft aus Willi Klussmann (1. Narrenmeister), Werner Frank (2. Narrenmeister), Reinhard Brand (Zunftsäckelmeister) und Dr. Winfried Hecht (Zunftschreiber) zusammen. Der Beitrag wird 1992 auf DM 10,- erhöht.

1994 wird Dr. Alo Schellhorn an seinem 70. Geburtstag zum Ehrennarrenmeister ernannt. Maja Sauter gibt die Betreuung der Narrenkammer ab, die seit 1913 bei den Familien Villinger und Sauter lag. Die Familien Gerhard Weiss und Uli Hezinger übernehmen diese Aufgabe.

Ab 1996 müssen auch die neu anzuschaffenden Kinderkleidle in die Auslosung.

2001 kommt die Narrenzunft durch das Engagement von Uli Hezinger ins Internet.

2002 wird Dr. Georg Schumacher Narrenmeister, Helmut Kleiter sein Stellvertreter. Der Beitrag auf 10,- € festgelegt.

2003 feiert die Narrenzunft den Narrentag in Rottweil.

2007 Änderung der Zugwegführung am Dienstagmorgen. Statt über die Hochbrücke d`Stadt naus, führt der Weg durch die Gässle zum Johanniterbad und dann wieder zum Friedrichsplatz.

2009 treten der bisherige 2. Narrenmeiste Helmut Kleiter und der Zunftschreiber Michael Burkard von ihren Ämtern zurück. Helmut Kleiter wechselt in den Ausschuß.

2010 übernehmen Christoph Bechtold das Amt des 2. Narrenmeisters und Frank Huber die Funktion des Zunftschreibers.

2011 erfolgt die Aufhebung der Zulassungsbeschränkung durch die Narrenzunft.

2012 kommt es zu einem Wechsel in der Vorstandschaft. Christoph Bechtold wird 1. Narrenmeister. Georg Hauser übernimmt das Amt des 2. Narrenmeisters. Georg Schumacher wird zum Ehrenmitglied ernannt und wechselt in den Ausschuß.

2014 die Planungen für den Narrentag 2017 beginnen.

2016 wird der Mitgliedsbeitrag auf 15 Euro für Erwachsene und 5 Euro für Kinder festgelegt.

2017 Narrentag in Rottweil.

2021 Absage der Narrensprünge aufgrund Corona.

2022 Durchführung von 2 Narrensprüngen am Montag und Dienstag gemäß Coronaverordnung. Keine Proklamation, kein Kinderumzug. Kein Narrensprung am Dienstag Mittag.

Narro, siebe Sih,
siebe Sih
sind Narro gsi.